Aktualisiert 2.4.2023: Korrekturen, Layout
Die Diskussion (Induktion mal beiseite) ist vermutlich so alt, wie das Wohnmobil an sich.
Viele möchten – warum auch immer – ein gasfreies Fernreisemobil. Wir auch.
Gas ist immer der erste Gedanke, folglich fange ich mit dem Traum der Dieselkutscher an – mit dem Dieselkocher (der auch grundsätzlich und meistens besser mit Petroleum lief).
Dieselkocher
Woick Dieselkocher 2-flammig 1986
1986 hatten wir diese 2-flammige Kocher-Spüle-Kombination im Programm. Aufbauend auf Standardbrenner, ergänzten wir den Kocher um die elektrischen „Komfort“-Elemente. Mit 12V Vorwärmung – alternativ war Petroleum weiterhin möglich – und einer 12V Zahnradpumpe für die Versorgung der Brennerdüsen mit druckvollem Diesel. Für die Vorwärmung durfte man sich 4 bis 5 Minuten Zeit nehmen, die Fenster öffnen und draussen tief Luft holen.
Aber nach einigen Minuten brannten die Flammen hellblau und alles war gut. In der Kombination mit Spüle waren dafür 899.- DM fällig.
Der Phoebus 625
Es ging auch etwas kleiner – mit dem Phoebus 625 – der ursprünglich für Petroleum konzipiert war, aber mit Hilfe unserer Umbauanleitung auf Dieselbetrieb umzubauen war. Aus dem Woick-Katalog 1986. Hier ist der Link für die Umbauanleitung:
https://berndwoick.de/wp-content/uploads/2021/01/Umbauanleitung-Diesel-Phoebus-625.pdf
Geniol Bundeswehr Kocher
Dann gab es noch den Original Bundeswehr-Dieselkocher der Firma Heinze, den sich der Eine oder Andere zum Leidwesen des TÜVs in sein Reisefahrzeug eingebaut hatte. Ende der 80er waren dafür 450.- DM fällig.
Er brannte nach kurzer Vorwärmzeit (Vorwärmen mit Diesel => viel Russ) mit blauer Flamme. Immer Vollgas. An ein wütendes Auftreten eines GTZ Mitarbeiters in unserem Büro erinnere ich mich: „..man kann damit nicht auf kleiner Flamme köcheln…“. Stimmt.
Es ist ein „Alles oder Nichts“-Kocher.
Mobitherm Ceran Dieselkocher
1991 gabs im Woick-Katalog den ersten Dieselkocher mit Ceran-Kochfeld und Abgasführung nach aussen. Damit war die Fernreisemobil-Komfort-Küche perfekt eingerichtet.
Im Laufe der Jahre wurde diese Kochtechnik von vielen Herstellern angeboten, meistens als Einbaukocher. Die „innere“ Technik hat sich dagegen wenig gewandelt. Elektrische Zündung und Vorwärmung, elektrische Pumpe für den Diesel und locker 5 bis 10 Diesel-Gedenkminuten. Damit kann man leben.
Nicht leben kann man mit der geringen Leistung von 1.800Watt auf der Hauptbrennstelle und den rund 800Watt der Nebenbrennstelle.
Diese Nebenbrennstelle ist leider keine Brennstelle, sondern lediglich die Abgasführung, die das Ceranfeld von unten erwärmt.
Erfahrungen waren eindeutig: Schön aber für unsere Belange ungeeignet. Und das für 1575.- DM
Wenn ich mir die aktuell lieferbaren Ceran-Dieselkochfelder ansehe, scheint alles „wie gehabt“! Lieferbar von Wallas und Webasto.
Benzinkocher
Dieser Kocher hat Kultstatus! Weniger bekannt ist, dass es davon auch eine Ausführung gab, die mit einer Piezo-Zündung ausgestattet war (Woick Katalog 1997). Ein roter Knopf unter dem Markenlabel, links neben dem Tank, war zum Drehen und mit lautem Knallen wurden die sehr energiereichen Funken erzeugt. Leider nahm Coleman diese Ausführung vom Markt. Womöglich hatte jemand die Finger zu nah am Funken gehabt…
Benzinkocher Fazit: Tolle Geräte, offiziell leider nur zum Kochen im Freien…
Das Universalgenie unter den Unterwegs-Kochern.
Ein-flammig, Zwei-flammig, mit oder ohne Piezozündung, vielstofffähig – der Benzinkocher kann fast alles. Leider gibt es ihn nicht mit Zündsicherung.
Damit ist der offizielle Einsatz im Reisefahrzeug zwar möglich aber nicht zulässig.
Für meine Zelttouren benutze ich den kleinen Primus Omnifuel Ti. Leicht, kompakt, auf Leisebrenner umrüstbar und tauglich für fast alle brennbaren Flüssigkeiten – ausser Spiritus.
Aber zurück zum Reisefahrzeug.
Über 10 Jahre fuhren wir unseren 2-flammigen Coleman Benzinkocher in der Kochbox in Afrika spazieren. Unbedingt zuverlässig – wenn man genug Generatoren dabei hatte! Je schlechter die Benzinqualität desto schneller verlackte der Generator im Inneren und der Kocher blakte mehr und mehr. In Malawi schliesslich hielt ein Generator kaum 10 Tage durch. Mit einer Benzinprobe im Gepäck und nach einem Gespräch mit einem auf Verbrennung spezialisierten Chemiker hatten wir die Lösung: „Systemreiniger für Benzinmotoren“. Die 200ml Flasche war ausreichend für rund 40 bis 50 Liter Benzin. Die nächste Tour in Malawi bestätigte die Theorie – nach 5 Wochen funktionierte der Generator immer noch, auch weitere folgende Touren in Tanzania überlebte dieser eine Generator mit voller Funktion.
Induktionskochfeld
Der letzte Schrei in der Küche und vermutlich der letzte Wunsch einer Batterie.
Um einen Liter Nudelwasser zu kochen – also Erwärmen von 15 auf 98°C – sind rechnerisch 110Wh notwendig. Da aber Topf und Ceranfeld ebenfalls erwärmt werden und der Spannungswandler auch Energie verbrät, darf man von 150Wh ausgehen.
Bei einer Leistungsaufnahme von 2.400W – gnädig verteilt auf 2 Batterien gerechnet, beträgt die Stromentnahme aus einer Batterie rund 100A, die nutzbare Kapazität für diesen Zeitraum sinkt dank der C1-Stromaufnahme auf rund 50%. Damit muss man überschlagsmässig 300Wh für einen Liter kochendes Wasser auf einem Induktionsfeld rechnen.
Nun soll nicht nur Nudelwasser gemacht werden. Morgens zu zweit der Kaffee – wieder 1 Liter, vielleicht noch ein „five o’clock-tea“? Noch 1 Liter.
Schnell sind über 1.000Wh aus den Batterien entnommen.
Nachschub kommt über Solar. Logisch. Am besten bei Sonnenschein, weniger im hohen Norden und noch weniger bei bedecktem Himmel, im Winter usw. Unsere 400W Solaranlage erwirtschaftete bei strahlend blauen, wolkenfreien Himmel auf den Lofoten etwa 60-90Wh am Tag. Genug für Kaffeemaschine, Kühlbox, Licht, Kommunikation, niemals genug fürs Kochen.
Nimmt man eine Solaranlage mit 1.500W installierter Leistung und 6kWh installierter Batteriekapazität sieht das sehr viel besser aus. Diese Kombination setzt nicht nur ausreichend grosse Dachflächen und Zuladung voraus, sondern auch die notwendige Portokasse.
Der Aufwand für ein paar Tage Autarkie auch in nördlichen Breiten ist verglichen mit der Gasanlage immens!
Nur als Beispiel ein K&H Induktionskochfeld 2-„flammig“ 3.500W
Die Induktionsfelder, die ich kenne, arbeiten nicht mit einer kontinuierlichen Leistungsregelung, sondern wie Miktrowellengeräte schalten sie nur mehr oder weniger lange Ein/Aus/Ein/Aus. Spannungswandler und die Lüfterkühlung nerven akustisch nach kurzer Zeit.
Notstromaggregat anwerfen? Nichts für die Ohren! Motor laufen lassen? Bitte nicht. Steckdose suchen ist angebracht – oder vielleicht doch auf Induktion verzichten!
Mir ist das auch zu viel Technik, die in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit schlicht und einfach zu defektanfällig ist.
Anmerkungen zur Physik usw. des Induktionskochfeldes.
Gemessen an einigen Kommentaren herrschen sehr unterschiedliche Vorstellungen über das Induktionskochfeld. Daher eine eigentlich triviale, wohl aber notwendige Erklärung.
Das Induktionskochfeld hat absolut nichts mit einer Mikrowelle zu tun!
Unter der Glaskeramikplatte (gemeinhin als „Ceran“-Feld, eine Marke der Schott AG, bekannt) ist beim Induktionskochfeld eine Spule montiert, deren Magnetfeld mit der Frequenz von einigen zehn Kilohertz die Eisenplatte, die sich im Topfboden befindet, durch die darin induzierten Wirbelströme erwärmt. Dadurch erwärmt sich der Topf, der Topf erwärmt den Inhalt und der inzwischen warme Topf erwärmt seinerseits das Ceranfeld. Somit muss die Versorgungsbatterie die gesamte (also auch die nutzlose) in Wärme umgewandelte Leistung aufbringen.
Dazu kommen natürlich noch die Leitungsverluste, die Entladeverluste der Batterie und die Verluste im Spannungswandler.
Wer nicht an die heisse Kochfläche glaubt, wage doch ein einfaches Experiment.
Man brate 2 Steaks, schiebe die Pfanne zur Seite und setze sich auf die leere Kochstelle. Achtung: Heiss!!! Das Erlebnis könnte ein Nachhaltiges sein.
Spirituskocher
Ursprünglich unter Bootsfahrern weit verbreitet, wird dieser Brennstoff nicht nur beim Trekking eingesetzt. Das Trangia-Kochset mit Spiritusbrenner ist weltbekannt und bestens bewährt.
Für Wohnfahrzeuge gibt es eine kleine Auswahl an 1- oder 2-flammigen Spirituskochern, die ohne Vorwärmung sofort russfrei mit blauer Flamme brennen. Leider bleiben die Topfböden nicht russfrei!
Der Neptun Spirituskocher mit mittiger Handpumpe von 1997
Ein Nachteil von Spiritus ist der geringe massebezogene Energiegehalt. Er erreicht nur rund 50% von Gas, Diesel, Petroleum oder Benzin, ist aber sehr leicht entflammbar und neigt bei falscher Handhabung zu Verpuffungen. Dazu ist Spiritus sehr hygroskopisch, nimmt also bei jeder Gelegenheit Wasser aus der Luft auf und senkt damit den Brennwert weiter ab.
Ausserdem ist Spiritus (Methanol) nicht überall in den benötigten Mengen zu kaufen.
In Schweden werden die Origo-Spiritusgeräte mit 1.500W und 2-flammig mit 3.000W verwendet, Enders lieferte die Neptun und Poseidon-Kocher. HPV bietet zwei sehr einfache, preiswerte Kocher an.
Gaskocher
Was spricht eigentlich gegen Gas? Fast keiner will es, fast jeder hat es!
Der Nachschub, die Gasprüfung, vielleicht auch unbewusst eine gewisse Angst…
Reduziert man die Gasanwendungen im Fahrzeug auf das Wesentliche, das Kochen, reduziert sich die Gasprüfung auf einen recht kurzen Besuch beim Händler. Nicht der Rede wert!
Warmwasser und Heizung überlässt man der Diesel-Standheizung und der kostenlosen Motorabwärme. Die Zeiten eines Absorber Kühlgerätes im Fernreisemobil sind hoffentlich gänzlich vorbei.
Also bleibt nur die Küche gasabhängig und damit gibt es in vielen Weitweg-Ländern ein Nachschubproblem. Das Suchen nach einer Tausch- oder Füllstation, das Auftreiben eines regionalen Adapters – unsere Füll-Sets passen überall, nur nicht in dem Land, in dem sie gebraucht werden – kostet Urlaubszeit, nutzlose Kilometer und manchmal geht auch der morgendliche Kaffee mangels Gas verlustig.
In einem Füllstationskäfig in einer nebligen Gaswolke zu stehen, den provisorischen Adapter auf die Flasche zu drücken und den „Füllmeister“ mit Zigarette daneben stehen zu sehen, war auch kein erhebendes Gefühl. Seit dieser Begebenheit im südlichen Afrika haben wir der Gasflasche Tschüss gesagt. Die Tankflasche ist die Alternative!
Die Tankflasche ähnelt einer üblichen 5kg Propanflasche, die um einen mechanischen Füllstandsanzeiger mit Überfüllsperre und einen Hochdruckanschluss mit Füllschlauch und Aussensteckdose ergänzt wurde.
Ein 4-teiliges Adapter-Set aus Messing ermöglicht das Befüllen, bzw. Nachfüllen weltweit an Autotankstellen, die Flüssiggas LPG/GPL für Fahrzeuge anbieten. Getankt bzw. abgerechnet wird nach Litern. Rechnet man nach Energiegehalt, entsprechen 12 Liter grob 6kg.
Nicht zu verwechseln mit CNG/LNG/Autogas, das ist Erdgas/Methan!
Von der Tankflasche geht es über den normalen Druckregler dann nur noch über eine Metallleitung bis zum Absperrhahn im Küchenblock.
Der Hochdruck-Füllschlauch mit Gas-Steckdose wird oben am Flaschenanschluss verschraubt und zur Aussenwand des Aufbaus verlegt.
Als Lieferanten sind mir „wynen-gas.de“ und die „gasfachfrau.de“ bekannt. Diese liefern auch die notwendigen Adapter.
Ist die Gasversorgung gesichert – welcher Kocher ist geeignet? Natürlich jeder Gas-Einbaukocher mit Zündsicherung und möglichst Piezozündung.
Sieht man sich die Leistungsdaten der üblichen Kocher/Spülenkombinationen an, stellt man schnell fest, dass bei den genehmigten 30mbar das Kochen von 1 1/2 Liter Nudelwasser (mehr Kochen kann ich nicht) kaum unter 30 Minuten zu erreichen ist.
Die Leistungsangaben schwanken um 1.000W für die kleinere und 1.800W für den grösseren Brenner. Das ist verglichen mit den Leistungen der gewohnten Haushaltskocher ein Witz!
Die Lösung sind zwei Einzel-Kochstellen mit je 2.200W. Das sorgt für die schnelle Küche.
Hersteller z.B. Dometic, Modell HB 1320 oder SMEV PI8621RP. Abmessungen t32 x b24 x h9cm. Leider sind diese Kocher nicht mehr in Produktion, sodass man auf Händlerbestände zurückgreifen muss/kann – oder passende Alternativen suchen muss.
Das Spülbecken ist ein GN 2/3 15cm tief – ein 2/3 Gastro-Norm-Behälter mit 32,5 x 35,4 x 15cm der Firma ad-ideen, die einen Shop bei Ebay hat.
Der Ablaufstutzen ist dabei.
Esbit-Kocher
Jetzt habe ich doch glatt den Esbit-Kocher vergessen…
Egal, was ich hier geschrieben habe – es bleibt ihre Entscheidung. Kochen sie gut!
Auf ihre Kommentare freue ich mich.